
Lädelisterben aufhalten – wie stationäre Händler mit digitalen Konzepten ihr Geschäft beflügeln
Seit Jahren hören wir Schlagzeilen zu der prekären Situation im Detailhandel: “Die Online-Shops treiben den Detailhandel in den Ruin”, “Der E-Commerce ist verantwortlich für das Lädelisterben in den Innenstädten.”, ”Der Detailhandel ist vor dem aus.”. Fakt ist, die Digitalisierung lässt sich nicht stoppen. Und es gilt nach wie vor das Gesetz: die Nachfrage bestimmt das Angebot. Es bringt nichts, sich gegen den Wandel zu wehren. Es ist vielmehr wichtig auf den Digitalisierungs-Zug aufzuspringen. Denn die Digitalisierung bietet auch für den stationären Handel viele Chancen.
Zahlen zum Wandel im Detailhandel
Von 2015 bis 2018 hatte der Detailhandel in der Schweiz einen kontinuierlichen Rückgang zu verzeichnen. 2019 hat sich der Umsatz seit 2015 zum ersten Mal wieder positiv entwickelt.

Umsatz im Detailhandel in der Schweiz in den Jahren 2001 bis 2019 in Milliarden CHF. (Quelle: Statista, 2020)
Der Umsatzanteil des Online-Handels am Detailhandel ist in den letzten 5 Jahren von 5.1% auf 9.1% angestiegen. Während also der Gesamtumsatz-Trend im Detailhandel rückläufig ist, nimmt der Anteil des Online-Umsatzes am Detailhandel kontinuierlich zu.

Umsatzanteil des Online-Handels B2C am Detailhandel in der Schweiz in den Jahren 2008 bis 2019 (Quelle: Statista, 2020)
Der Online-Handel stellt somit eine Bedrohung für den stationären Handel dar. E-Commerce oder das digitale Marketing bieten aber auch Chancen für den stationären Handel. Erfahren Sie in diesem Artikel, wie das Lädelisterben mit digitalen Strategien aufgehalten werden kann.
Streben nach Individualität
Ich bin selbst ein Freund von belebten Innenstädten, charmanten Cafes, herzigen Lädeli mit lokalen Produkten. Wer ist das nicht? Seit Jahren beobachten wir aber dasselbe Phänomen: die kleinen Läden müssen den grossen Playern weichen. Das Lädelisterben schreitet voran. Und selbst die grösseren Händler im Detailhandel kämpfen darum, sich am besten Standort halten zu können.
Was ich aber auch beobachte: Es gibt einen Gegentrend. Die Leute streben nach Individualität. Sie unterstützen gerne die Nachbarin, die sich gerade mit ihrem alternativen Restaurantkonzept selbstständig gemacht hat, oder die Freunde, die soeben gemeinsam einen Coiffeur-Salon eröffnet haben. Ein gutes Beispiel dafür: die explosionsartige Verbreitung der Kleinbrauereien in der Schweiz. Klein ist anders, anders ist hip.
Die Nachfrage zeigt also auch: es gibt einen Platz für die Kleinbetriebe. Der Platz müssen Sie sich aber verdienen. Es erfordert einzigartige Konzepte, Erlebniswelten und Produkte, die das Streben nach Individualität befriedigen. Und es braucht einen grossartigen Service, den Sie nur durch das Persönliche erhalten. Die Kunden müssen begeistert sein, nicht nur zufrieden.
Werbung ist dort, wo die Aufmerksamkeit ist

Wenn die oben genannten Anforderungen erfüllt sind, sind die Grundvoraussetzungen zum Erfolg schonmal gegeben. Jetzt kommen die digitalen Konzepte ins Spiel.
Ein weiteres Naturgesetz, das seit jeher gilt: Die Werbung ist dort, wo die Aufmerksamkeit ist. Früher waren das noch die Märkte selbst, wo sich die Leute begegneten, die Strassen und der öffentliche Raum. Heute ist die Aufmerksamkeit zu einem grossen Teil ins Internet abgewandert. Es ist also nur natürlich, dass die Unternehmen digitale Touchpoints schaffen, um mit ihren Kunden in Kontakt zu sein. Grössere Unternehmen beherrschen es, alle Phasen in der Customer Journey mit Touchpoints abzudecken, von der Aufmerksamkeit bis hin zum Kauf (Online-Shop). Auch der stationäre Handel kann digitale Touchpoints nutzen. Es muss nicht zwingend bis zum letzten Punkt im Sales Funnel, dem Online-Kauf, umgesetzt sein.
Es gibt einige Lösungsansätze, wie der stationäre Handel mit Online Marketing Instrumenten gestärkt werden kann. Eine Auswahl der wichtigsten Massnahmen stelle ich euch hier vor.
Warum Cross-Channel Marketing so wichtig ist
In den Anfangszeiten des E-Commerce funktionierten die verschiedenen Absatzkanäle relativ unabhängig voneinander. Der Laden und der Online-Shop waren zwei getrennte Geschäftsbereiche. Heute ist die Kundschaft anspruchsvoller geworden. Es wird immer wichtiger, dass einheitlich kommuniziert wird und alle Informationen (wie bspw. Lagerbestände) in den verschiedenen Kanälen abgerufen werden können.
Es gibt viele Kunden, die sich im Laden beraten lassen und das Produkt dann online bestellen (Showrooming). Umgekehrt gibt es aber auch den ROPO Effekt (Research Online Purchase Offline): Die Konsumenten recherchieren online und gehen dann in den Laden, um den Kauf zu tätigen. Es profitieren also beide Kanäle voneinander. Und deshalb ist es wichtig, dass beide Touchpoints gepflegt werden. Dies gilt nicht nur für Händler die beide Kanäle als Absatzkanäle nutzen, sondern auch für jene Händler, die keinen Online-Shop haben. Auch sie können von den digitalen Marketing-Kanälen profitieren und so dem Lädelisterben Einhalt gebieten. Sie sollten zumindest über eine einfache Website verfügen, und auf den sozialen Medien präsent sein.
Nutzen Sie konkrete digitale Marketing-Massnahmen
Local SEO
(Quelle: Google Studie “Understanding consumers’ local search behavior” (Mai 2014)).
Vier von fünf Verbrauchern nutzen Suchmaschinen, um lokale Informationen zu finden.
Ihr Geschäft muss gefunden werden. Dazu sollten Sie gewisse Grundanforderungen von Google erfüllen.
- Optimieren Sie Ihre Webseite für lokale Suchanfragen, indem Sie die Lokalität in Ihr SEO Konzept einfliessen lässt.
- Erstellen Sie einen Google My Business Account für Ihr Unternehmen. Standort, Kontaktdaten, Bewertungen, Fotos und weitere Informationen helfen Ihrem local SEO. Ausserdem sind die Informationen für potenzielle Kunden gut und schnell ersichtlich.
- Pflegen Sie einen Blog, informieren Sie über Events und vergessen Sie nicht Ihre Webseite auf dem neusten Stand zu halten.
- Verlinken Sie auf Händler, Lieferanten und Partner in Ihrer Umgebung und stellen Sie sicher, dass sie auch auf Ihre Seite verlinken.
Google Ads optimiert für stationären Handel

Neben der organischen Suche kann auch die Nutzung von Google Paid Ads dem Lädelisterben entgegen wirken. Als erstes ist es wichtig, die Ads über GEO-Targeting in der Umgebung zu schalten, wo sich Ihre potenziellen Kunden befinden.
Doch Google bietet weitere Möglichkeiten, Ihre Ads für den stationären Handel zu optimieren:
- Nutzen Sie die Location Extension. Wenn ein Kunde auf die Location klickt, wird er direkt zu Google Maps weitergeleitet.
- Nutzen Sie die Telefonnummer Extension für eine einfache Kontaktaufnahme.
Marketing Automation bietet neue Chancen
Newsletter sind ein beliebtes und immer noch gut funktionierendes Marketing-Instrument. Da der Posteingang aber oft voll ist, wird es immer wichtiger, nur relevante Informationen zu versenden. Zwei Massnahmen möchte ich hier besonders hervorheben:
- Segmentieren Sie Ihre Kundschaft. Eine Kundin, die seit Jahren nie Weisswein kauft, muss nicht über die Frühlings-Weisswein Trends informiert werden. Genauso muss eine 50 jährige Frau nicht über das neuste Barber-Produkt Bescheid wissen.
- Nutzen sie Automations-Lösungen. Mit Marketing Automation können Sie Automations-Strecken vordefinieren. Gewisse Trigger lösen dann eine Mail aus. Im Online Shop kann das zum Beispiel der Bestellabbruch im Checkout sein. Achten Sie darauf, dass Ihr ERP sauber geführt wird. So können Sie beispielsweise automatische Geburtstags-Mailing versenden oder Ihrer Kundschaft nach dem Kauf eines bestimmten Produktes, ergänzende Produkte vorschlagen.
Offline Conversion Tracking mit gonnado
Mit gonnado können Sie die Effektivität Ihrer Online-Werbemassnahmen für die Filiale messen. Eine Offline-Conversion-Tracking-Plattform bietet umfassende Tools zur Messung von stationären Verkäufen. Als Grundlage werden Coupons oder Kundenkarten verwendet. So kann die Kundschaft am POS identifiziert werden und es kann direkt gemessen werden, ob Verkäufe auf die damit verbunden Online-Marketing Massnahmen zurückzuführen sind.
Converto verknüpft corssmediale Kampagnen mit einem ON-TO-OFFLINE Remarketing Konzept
Zusammen mit der Post hat Converto eine intelligente Lösung entwickelt, die Online und Offline verbindet. Mit dem sogenannten On-to-Offline Remarketing Konzept können gezielt Nutzer per Post angesprochen werden, die zuvor Online Kampagnen gesehen haben und/ oder damit interagieren. So werden beispielsweise Personen die online mit Display Kampagnen interagiert haben, offline mit einer Postkarte und einem Coupon angesprochen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Sie erreichen mit Print-Kampagnen diejenigen Personen, die schon ein Interesse gezeigt haben. So können Sie einerseits die Conversion-Rate optimieren und andererseits Kosten sparen.
Setzen Sie auf ein Click & Collect System
Wenn Sie die logistischen Herausforderunge eines Online-Shops scheuen, können Sie auch auf einen Click & Collect Shop setzen. So können Sie den ROPO Effekt für Ihr Business ermöglichen. Bei einem Click & Collect Shop können Ihre Kunden die Ware bequem von zu Hause aus bestellen und danach in Ihrem stationären Laden abholen. Dadurch holen Sie auch die Zielgruppe ab, die sich gerne in Ruhe ausserhalb von Ladenöffnungszeiten über Produkte informiert.
Proximity Marketing mit der Beacon Technologie
Neue Technologien ermöglichen es, noch effizienteres digitales Marketing zu betreiben. Beacons senden Signale an Endgeräte, die sich in der Nähe befinden. So können standortbezogene Dienste angeboten werden. Dadurch können Benachrichtigungen an Kunden versendet werden, die gerade an Ihrem Shop vorbeilaufen. Kommunizieren Sie beispielsweise Ihren Season Sale oder Ihren Event an Personen, die sich gerade in der Nähe befinden. Mit der Beacon-Technologie können Sie auch die In-Store Experience verbessern. Führen Sie die Kundschaft über Beacons durch das Geschäft und kreieren Sie so einen virtuellen Guide. Die So schaffen Sie eine Erlebniswelt, die die Kunden in ihren Shop lockt.
Luckabox – lokal liefern lassen innerhalb einer Stunde
Luckabox bietet eine einfach Versand-Lösung für lokale Shops an. Diese Lösung eignet sich vor allem dann, wenn Sie einen Online-Shop als Absatzkanal einführen wollen und vorwiegend lokal beliefern möchten. Der Versand wird von Express- und Velokurieren übernommen. Der Kunde erhält die Ware so innerhalb kürzester Zeit und im für ihn passenden Zeitfenster.

Schlussfolgerung: digitales Marketing bietet auch für den stationären Handel Chancen
Wenn Sie dem Lädelisterben entgegenwirken wollen, dann sollten Sie auch digitale Marketing-Instrumente nutzen. Wenn Sie viele Touchpoints abdecken (digital und analog), bleiben Sie im Gedächtnis der Leute. Selbstverständlich darf das nicht dazu führen, dass Sie die Kundschaft überhäufen mit Angeboten und Kommunikationsinhalten. Segmentieren Sie und kommunizieren Sie nur dann, wenn Sie einen echten Mehrwert bieten. Und vor allem: stimmen Sie die Instrumente aufeinander ab.
Finden Sie Instrumente die zu Ihnen passen
Oft sind geringes Budget, nicht vorhandenes Fachwissen oder die Angst vor Veränderungen verantwortlich dafür, dass digitale Konzepte in der Marketing-Planung nicht berücksichtigt werden. Als E-Commerce und Online-Marketing Agentur im Herzen der Stadt Luzern ist die Go 2 Flow GmbH Ihr Partner in Bereich Strategie, Umsetzung und Optimierung. Wir helfen Ihnen die richtigen Konzepte zu selektieren, sodass Ihr stationäres Business langfristig von den digitalen Massnahmen profitiert.